Mit der Entwicklung der Antibiotika und der damaligen Euphorie, Infektionen bald ausgerottet zu haben, geriet Wasserstoffperoxid in Vergessenheit.
In den 50iger Jahren begann man sich auch in Deutschland für Wasserstoffperoxid zu interessieren. Dabei wurde der Effekt entdeckt, dass H2O2 die Haut schnell und tief durchdringt und erst tief im Gewebe durch das Enzym Katalase zu Wasser und Sauerstoff abgebaut wird. Damit hatte man eine Möglichkeit gefunden effektiv und gefahrlos Sauerstoff in den Körper zu bringen. Das Gas ist während der nächsten 24 Stunden nachweisbar und regt währendessen die Durchblutung in den betreffenden Bereichen an. Dieser therapeutische Effekt (erwirkt durch eine 10%igen Salbe) wurde vor allem für die Behandlung des „Raucherbeins“ geschätzt.
In den 60iger Jahren rückte die faszinierende Substanz ins Interesse der Krebsforschung. Ausgehend vom „Warburg-Effekt“ wurde Wasserstoffperoxid verwendet und Sauerstoff ins Gewebe zu bringen.
Die Forscher fanden heraus, dass bei Hauttumoren, die zuvor mit Wasserstoffperoxid-Salbe behandelt wurden, eine wesentlich geringere Bestrahlung genügte, um sie vernichten zu können. Trotzdem wurde das Verfahren erst 2006 in Japan wiederentdeckt und zwar mit größtem Erfolg. Der Verdienst der japanischen Wissenschaftler bestand dabei vor allem in der Einbeziehung von besonders bösartigen Melanomen und Metastasen innerer Tumore. So konnten auch nicht operable große Tumore mittels Kombinationstherapie vollständig beseitigt werden.
Die folgende Aufstellung gibt Hinweise für die Anwendung im Alltag. Bezüglich der Reinheit des Peroxids braucht man sich bei uns keine Sorgen zu machen. Das dreiprozentige Wasserstoffperoxid aus der Apotheke ist mit so geringen Mengen Phosphorsäure stabilisiert, wie sie auch in Coca Cola und vielen anderen Lebensmitteln vorkommt. Beachten Sie jedenfalls die mögliche Bleichwirkung auf farbigen Textilien und auch Haaren und achten Sie darauf direkten Kontakt mit den Augen zu vermeiden.
Ein- bis dreiprozentige Lösungen können bei Insektenstichen, Allergien, juckenden Ekzemen, Psoriasis, Herpes, Windpocken, Akne sowie bakteriellen und Pilzinfektionen verwendet werden.
Die dreiprozentige Lösung kann dem Mundspülwasser nach dem Zähneputzen zugesetzt werden.
Bei Vaginalinfektionen wird ein- bis zweimal pro Tag ein getränkter Wattebausch mit 1,5 – 3%iger Lösung verwendet.
Bei Erkrankungen der Atemwege kann eine ein- bis dreiprozentige Lösung in einer Sprühflasche verwendet werden (zwei bis sechs Sprühstöße pro Tag, in akuten Fällen alle zwei Stunden).
Hautpilze (Fusspilz) können zweimal täglich mit einer dreiprozentigen Lösung benetzt werden.
Bei Durchblutungsstörungen im Bein kann täglich mit einer dreiprozentigen Lösung besprüht werden.
Wie bei allen medizinischen Themen ersetzt diese Lektüre nicht eine fachliche Diagnose und Behandlungsempfehlung sondern dient der einführenden Information und alternativ kritischen Betrachtung, die einem selbstverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit folgen soll.
Als weiterführende deutschsprachige Literaturempfehlung bietet sich das Buch von Jochen Gartz an, der sich – beginnend mit seiner Dissertation über Peroxide – Zeit seines Lebens mit Wasserstoffperoxid und seinen chemischen Verwandten befasste:
Vielen Dank für die einfache aber deutliche Erklärung und Handhabung von H2O2.
Das Buch von Dr.habil. J.Gartz eine echte Bereicherung.
Gerne! H2O2 ist wirklich ein therapeutischer Goldschatz. Eine relativ neue, sehr intensive Anwendung von Wasserstoffperoxid besteht in der Vernebelung. Vor Kurzem ist ein Blog Artikel dazu erschienen: http://www.praxis-am-see.at/alles-anders/vernebelung/. Nicht nur als Corona Prävention, sondern auch aktuell zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen ist das eine ökonomische Therapieform. Einerseits jetzt auf die kalte Jahreszeit hin, andererseits auch mit Blick auf allergische Erkrankungen.